hinfallen erlaubt - liegenbleiben verboten!

Rappel dich hoch, stell dich mit geradem Rücken hin,                                 wisch dich in Ruhe ab und dann geh` weiter.

Alles nervt, ödet total an, macht dich aggressiv und lässt dich Türen knallen .....naja - wenn du gerade in so einer Zeit steckt kennst du das alles. 

 

Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - ist es für dich interessant, dies zu lesen.

 

Ich möchte dir eine andere Betrachtungsweise dieser schwierigen Zeit zum Erwachsenen-Ich anbieten. Vielleicht geben dir meine Gedanken dazu eine andere Sicht auf die Dinge und machen es dir ein wenig leichter, diesen "Übergang" zu schaffen.

Pubertät, Pickel, Null Bock und Ständig Stress mit Eltern

Der grösste Verdienst im Leben liegt nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.

Nelson Mandela



Ich erzähle dir jetzt mal, was ich vor kurzem erlebt habe:

 

Ich war mit dem Hund spazieren. Es war recht kalt, windig und bis vor einer halben Stunde hatte es geregnet. Ich ging einen Feldweg an einem Maisfeld entlang. Links, weit oberhalb von mir, war der Waldrand zu sehen.                                                                            

Das Maisfeld war zu Ende und ich überlegte wohin ich mich wenden sollte. Den gleichen Weg zurückgehen? Langweilig, nein.

 

Ich blickte zum Wald hoch. Mir fiel heute zum ersten Mal auf, dass am Ende des Maisfelds eigentlich ein Weg zu diesem Wald hoch führte. Ein Weg, der recht undeutlich war. An manchen Stellen sah ich ihn und dann verlor er sich in der Wiese. Merkwürdig. War mir noch nie aufgefallen. Ich sah von weitem dann doch, dass er endgültig auf halben Weg zum Wald enden würde. Oben am Waldrand selbst schien kein Weg entlang zu führen.

 

Ich hatte keine Ahnung warum,  und mir war klar, dass meine Sportschuhe gänzlich ungeeignet waren für eine querfeldein-Wanderung und trotzdem zog mich dieser Waldrand magisch an.

 

Der Waldrand - zwischen zwei Welten

 

Also stieg ich den Wiesenweg hoch, etwas unsicher, immer wieder den Weg in der Wiese suchend und als er ganz aufhörte, stiefelte ich quer über die Wiesen immer Richtung Waldrand. Warum um Gottes Willen zog es mich an diesen Waldrand? Ich hätte doch genauso gut etwas weiter unten, an der Wiese entlang, einen sicheren Weg zurückfinden können.

 

Also weiter - und dann stand ich genau an der Stelle, wo die Wiese endet und der Wald beginnt. Ein wirklicher Übergang - von der hellen Wiese ins dunkel des Waldes, der dicht mit Baumstämmen, Hecken, Dornen und Schlingpflanzen bewachsen war. Ich musste aufpassen. Kam ich dem Waldrand zu nahe, verfingen sich meine Füsse darin und ich drohte zu stürzen.

 

Ein wirklicher Übergang - von einer Welt zu einer anderen, unbekannten Welt.

 

Ich ging weiter - immer weiter an der Nahtstelle entlang, von Wiese zu Wald. Meine Sportschuhe waren längst nass, meine Socken natürlich auch und das Gehen fiel schwer. Ich war mir sicher, eine Erkältung zu riskieren. Ein Spaziergänger weiter unten schaute zu mir rauf und schüttelte den Kopf.  Dort wo er ging, war doch der sichere Weg. Er fragte sich sicherlich: Was machte die nur dort oben?

 

Unbeirrt ging ich weiter.  Und da - ganz plötzlich war er da. Der kleine Durchlass in den Wald. Fast hätte ich ihn übersehen. Ich blieb stehen und schaute hindurch. Schaute neugierig hinein in den Wald, der plötzlich gar nicht mehr so unheimlich und dunkel schien. Ein Weg hatte sich mir gezeigt. Ich musste lächeln. Für heute war ich weit genug gegangen. Aber ich war mir sicher. Das nächste Mal laufe ich wieder hier hoch - ich kenne den Weg ja jetzt - und dann werde ich hier hindurchgehen und alles neue für mich entdecken.

 

Der Schritt von der Kindheit zum Erwachsen-sein ist für keinen einfach

 

Was hat jetzt diese Geschichte mit Dir zu tun?

 

1. Auch du suchst einen Weg. Einen Weg, der dich Richtung "Erwachsen-sein" bringt. Manchmal ist er ganz klar vor dir und mitunter verschwimmt wieder alles und du bist unsicher wie es weitergehen soll.

 

2. Wenn du dann endlich deinen eigenen Weg in Richtung "Erwachsen-sein" gefunden hast, folgen noch grössere Herausforderungen: Wo bitte ist der Durchgang? Und was erwartet mich im "Erwachsen-sein"?

 

Du weisst in deinem Innersten: Egal wie unsicher du dich fühlst: du willst das. Dieses Erwachsen-sein. Du suchst den Pfad, den Durchgang durch das ganze Dickicht der Themen, die auf dich einwirken:

>Hormone spielen verrückt.

>Beziehungen zu Eltern ändern sich.

>Du sollst stark sein und Entscheidungen treffen

>du sollst genau wissen, welche Schule oder welcher Beruf für dich gut ist.

>Du sollst dich plötzlich um alles selbst kümmern, was vorher vielleicht deine Eltern für dich erledigt haben 

>oder du willst deinen eigenen Weg gehen, aber dein Umfeld traut dir das nicht zu und du fühlst dich bevormundet.

 

Keiner kann dir sagen, was DEIN richtiger Weg ist - Vertraue dir!

 

 

Lass dich nicht durch andere davon abbringen, was du für richtig hältst. Das heisst nicht, dass du Ratschläge allesamt in den Wind schlagen sollst. Höre dir alles genau an. Es geht nicht darum, immer mit dem Kopf durch die Wand gehen zu müssen. Aber du hast das Recht deinen eigenen Weg zu finden.  

 

Wichtig ist für dich: Gib nicht auf. Geh weiter!         

Mach dich selbst stark!

Geh am "Waldrand" vorwärts und auch manches Mal wieder zurück - so lange, bis du einen passenden Durchgang für dich gefunden hast. Und wenn du stolperst oder sogar mal auf die Nase fällst: Wichtig ist, dass du aufstehst und weitergehst. Egal, ob andere darüber lachen oder mit dem Finger auf dich zeigen.


Hier kommt die Praxisübung

TIPP: Wenn Hormone und Gefühle verrückt spielen und du zuhause unruhig bist oder wenn du mit null Bock nur noch in deinem Zimmer rumsitzt.

 

1. Steh auf und geh raus. Setz dich aufs Rad und tobe dich einfach mal 1-2 Stunden aus.

 

2. Geh an eine Stelle am Waldrand oder an eine Wiese, irgendwohin wo du alleine bist und schreie einfach mal alles raus. 

Und wenn du das gerade in deinem Zimmer liest und es draussen regnet: halt` dir ein Kissen vors Gesicht und schreie da rein. Lass alles raus, was dir einfällt oder alles was dir nicht gefällt, was schiefläuft, grad vor die Hunde geht oder, oder,  oder ...

 

Falls du nicht so der Typ für`s schreien bist, sondern lieber alles aufschreibst, was dich bewegt oder was dich bedrückt, dann beginne ein Tagebuch zu führen oder schau hier rein.         

 

Es ist alles gut, solange du es nicht in dich reinfrisst. 

 

Alles, was du immer und immer wieder "runterschluckst" und nicht rauslässt wird dir auf Dauer Bauchschmerzen machen. Es wird bei dir bleiben. Es gräbt sich tief bei dir ein und wartet dort so lange im dunklen, bis es raus darf, bis ein Tröpfchen zuviel, das Fass zum überlaufen bringt ..

Ein schlauer Mensch sagte einmal: Es ist egal wie man hinfällt. Es ist nur wichtig, wie man aufsteht und weitergeht.

 

----------------------------------------------------------------------------

Also: Rappel dich hoch, stell dich mit geradem Rücken hin, wisch dich in Ruhe ab und dann geh` weiter.

 

Wenn du das kannst, werden dich viele dafür beneiden. Auch die, die nicht so toll auf deiner Seite sind.

 

Sei sicher: Auch du wirst einen passenden Weg zum Erwachsen-sein finden. Wichtig ist, dass du dir vertraust. Selbst wenn vieles schief geht in dieser Zeit. Wenn Freundschaften und Beziehungen zu Bruch gehen. Wenn es dir scheint, als ob deine Eltern dich nicht mehr verstehen und du nicht weisst, wohin mit deinen Gefühlen.

 

Leider haben solche tief eingegrabenen Gefühle die schlechte Angewohnheit sich im ungünstigsten Moment explosionsartig zu entladen. Manches Mal treffen sie auch die falsche Person und du bereust hinterher deinen Wutausbruch am falschen Ort, zur falschen Zeit und dass es den falschen Menschen getroffen hat.

 

Meine Bitte: warte nicht, bis alles, was sich lange, lange Zeit in dich reingefressen hat, in einem ungünstigen Moment explosionsartig entlädt. Tu vorher etwas dafür, dass es nicht soweit kommt. >> Rede darüber, schreib darüber, schreie es raus....